Watzmann, Hocheck, 2651m

Man möchte es gar nicht glauben, aber das Zwischenhoch fällt diesmal auf einen Samstag und somit steht einer schönen Frühjahrstour nichts im Weg.
Das Hocheck am Watzmann gehört zu meinen Lieblingstouren, weil es einfach völlig frei da steht und den Blick auf die gesamten Berchtesgadener Alpen frei gibt und weil es doch 2000 Hm sind, die radelnder und gehender Weise bezwungen werden wollen.
Vom Parkplatz Wimbachbrücke geht es mit bepacktem Bergradel gleich stramm aufwärts. Interessant, dass auch die Bayern nicht früher als die Salzburger aufstehen, denn ich bin um Viertel nach sieben völlig allein unterwegs. Nur das Zwitschern der Vögel ( Buchfink, Gimpel, Meisen sind die, die ich erkenne) unterbricht die Stille beim gemütlichen Dahinradeln.
Die ersten Schneeflecken tauchen auf und zwingen zum kurzen Schieben. Nur noch wenige Minuten und die Schneegrenze ist erreicht. Interessanter Weise steht hier schon ein Motorrad der Bergwacht. Also doch nicht allein und gerade als ich losgehen will kommt eine Gruppe Bayuvaren schwitzend, schnaufend und Rad schiebend daher.
Schnell entfliehe ich dem Lärm und gebe mich dem monotonen, aber beruhigenden Geh-Schnauf-Rhythmus hin.
Entfernt grüßt schon das Ziel und ich kann auch schon eine Abfahrtsspur erkennen. Na, der war wieder früher dran.
Der lockere Pulver geht rasch in einen angefeuchteten über und heftet sich hartnäckig an die Felle. Über die Gugel geht es zügig auf die große Flanke des Hochecks zu. Die gelegte Spur schlängelt sich perfekt zwischen Felsen hindurch. Eine Lawine aus den Felsen des Hochkalter schreckt mich kurz auf, aber so habe ich Zeit diese phantastische Landschaft zu betrachten. Einzelne Quellwolken beginnen die Sonne zu verdecken, ein frischer Westwind schon kommt auf.
Die letzten 200 Hm ziehen sich. Der Schritt wird langsamer und wie immer habe ich Zweifel an meiner Kondition. Doch dann sehe ich das goldene Gipfelkreuz. Der Mitterspitz präsentiert sich wie ein Himalayariese. Ganz allein darf ich das Panorama genießen. Im Süden drängen Wolken gegen das Tennengebirge, die Tauern sehen richtig bedrohlich aus, nur hier scheint die Sonne wieder ungetrübt.
Das Leben kann schon schön sein, noch dazu wenn man ein Handy hat und mit seinem Schwager bereits 2 Stunden später eine Klettertour an den Barmsteinen vereinbart. Also nichts wie hinein in den 20 cm Pulvertraum. Doch bereits nach den ersten beiden Schwüngen kracht es ordentlich unter den Schi. Das Hocheck hat nämlich die Eigenschaft, dass es durch seine Exposition dem Wind sehr ausgesetzt ist und somit erst im Frühjahr genug Schnee zur Befahrung hat. Nur leider brauchte es dieses Jahr sehr lange, bis sich Schnee halten konnte und so waren die ersten 400 Hm ein Eiertanz zwischen tiefem Pulver und hohen Steinen. Aber dann passte die Unterlage und genussvoll ging es zum Bike.
Der Blick zurück in einer Schneerosenwiese lädt noch zum Verweilen ein und schon rattere ich talwärts. Pünktlich um 12.00 treffe ich Michael in Schellenberg, das Kletterzeug wird sortiert und die „Alte West“ am großen Barmstein ist der krönende Abschluss des heutigen Tourentages.
Zufrieden mit mir und der Welt kann das weitere Wochenende kommen.

Walter