Untersberg, Berchtesgadener Hochthron, „Happy Days“, VIII ( VII/Ao)

Eigentlich war es meine Idee. Nach dem ständigen Hallenklettern einmal wieder eine ordentliche Tour klettern. Das Wetter ist jedoch als sehr unbeständig beschrieben und so bleiben wir lieber in der Nähe und ein ev. Rückzug sollte ebenfalls leicht möglich sein.
Der Untersberg ist ideal; mit seiner langezogenen S-Wand bietet er alle Schwierigkeiten die man braucht um am Abend müde zu sein. Die Happy Days sticht mir schon lange ins Auge. Glatt, steil und keine der sonstigen Paradetouren in diesem Gebiet.
Für Peter allerdings schon ein alter Hut, denn schon mehrmals hat er diese Tour hinter sich. Bei schwülem Wetter schwitzen wir zum Einstieg. Lärmende Heerscharen überholend ( der neue Klettersteig am Hochthtron  wird regelrecht überrannt, er ist allerdings auch sehr schön) kann ich trotzdem die bezaubernd schöne Flora des frühen Bergsommers bewundern.
Am Einstieg macht uns eine Gemsenmutter mit ihren 3 Jungen bereitwillig Platz und Gesellschaft beim Jausnen ist auch sofort in Form von sehr zutraulichen Dohlen gefunden.
Peter meint, die 1. SL wäre etwas für mich. Mit VI- ist sie die mit Abstand leichteste der ganzen Tour. Aber mit meinen neuen , um 3 Nummern kleineren Kletterpatschen ( man sagt, die wirklich Guten würden so etwas tragen) wirkt diese SL durchaus anspruchsvoll, vielleicht sind auch die vergammelten Sanduhrschlingen wieder etwas gewöhnungsbedürftig.
Aber dann geht’s los. Die nächste wird mit VII+ angegeben und Peter kämpft, erst im 3. Anlauf und mit vollem Krafteinsatz gelingt ihm diese SL. Schon bald merke ich hinten nach, hier bläst ein anderer Wind. Nur mit Mühe kann ich die Expressen anklettern um sie sodann freundschaftlich zu umarmen, doch von jedem Freund muß man sich auch wieder einmal trennen, denn der Nächste wartet bereits einige Meter weiter oben. Und ich kann nur sagen, ich habe jede Freundschaft angenommen.
Am Stand angekommen ist Peter der Meinung, es wäre besser, er würde weiterklettern. Vor Erschöpfung kann ich ihm gar nichts erwidern und schon rauft er wieder mit den nächsten Metern. Als ich wieder nachkämpfe, überkommt mich so ein Gefühl, als ob die Idee vielleicht gar nicht so gut war hier einzusteigen. Schimpfend und dann wieder zittrig arbeite ich mich nach oben. In den beiden 8 er Längen darf ich eine Vorsteigen, denn Peter ist von meinen alten technischen Rafinessen begeistert, doch als die Hakenleiter aus ist sind immer noch etliche Meter übrig. Das Letzte gebend stelle ich am Stand fest:“ war eigentlich gar nicht so schwer !!“
Bei einem kurzen Ausrutscher wollte Peter noch testen ob ich eh noch wach bin und da er davon überzeugt war durfte ich die letzte SL noch vorsteigen. VI+/VII-  dazu noch brüchig, aber irgendwie auch ganz interessant.
Und dann war es geschafft.
Der Abseilabstieg wartet. Aber der Blick nach unten ließ uns die Glutealmuskeln zusammenkneifen. Ein Stein fällt ohne aufzuschlagen ins Kar. Ach was solls. Immer noch besser als mit zu engen Kletterpatschen abzusteigen. Erst jetzt bemerken wir wie anhaltend überhängend das ganze war.
Zu Hause muß ich mich erst mal ½ Std. hinlegen und im Dämmerschlaf träume ich von der Kletterhalle!?!

Walter

Tourendatum: 4.6.2011