Patagonien – Cerro Torre – Kompressorroute

Im Dezember 2004 klettern Thomas und Hansjörg während ihres Patagonienaufenthalts über die „Kompressorroute“ in 10 Stunden auf den Gipfel des Cerro Torre (3.102 m).
2 Tage später glückt ihnen noch die Begehung der Route „Claro de Luna“ an der Saint Éxupery.
Ein Auszug aus ihrem Tagebuch:
Die ersten 150 Meter liegen bereits hinter uns. Der Himmel ist zwar leicht bedeckt, aber kein Lüftchen regt sich. Obwohl gestern ungetrübter Sonnenschein herrschte liegt sehr viel Schnee in der Route und die Risse sind zum Teil stark vereist. Der „Banana-Crack“ nimmt uns auf und nach zwei weiteren Seillängen bis zum 6. Grad erreichen wir leichteres Gelände.
Doch glatte Granitplatten, versehen mit einer dünnen Eisschicht und 15 cm lockeren Pulverschnee verlangen höchste Aufmerksamkeit. Wir fühlen uns verpflichtet an einer derartigen Kletterstelle eines unserer beiden Seile hängen zu lassen, um unseren britischen Freunden den Aufstieg zu erleichtern.
Mittlerweile hat sich das Wetter gebessert und voller Auftrieb und Begeisterung klettern wir simultan den 90-Meter-Quergang, welcher uns zum „Icy-Chimney“ hinüberleitet. Gezwungenermaßen legen wir eine Rast ein, wobei wir ungeduldig auf die Ankunft der Briten warten – endlich haben wir wieder unser zweites Seil.
Mixed 6, technisch A2 und Mixed 5 bringt uns zum Beginn der „Ice-Towers“. An bizarren Eisskulpturen vorbei steigen wir höher. Starker, eisiger Wind fährt durch unsere Glieder und lässt die Seile erstarren. Nach den ersten Klettermetern in der „Headwall“ wird uns wieder warm und ich weiß – wir können es schaffen. Unglaublich als wir uns dann über den Kompressor schwingen, der nun schon seit mehr als 30 Jahren hier verankert ist.
Von hier aus gilt es nun die berühmte Bridwell-Länge, den abgeschlagenen Maestri Haken folgend, zu klettern. Nach gefinkelter technischer Kletterei an einigen Rivets, Copperheads und Normalhaken, erreichen wir nach kurzer Zeit das Gipfelplateau.
Der Gipfeleispilz präsentiert sich von seiner besten Seite – 20m/80°. Nach nunmehr 12-stündiger Kletterei, um 16:00 Uhr ist unser Traum dann ausgeträumt – wir stehen am Gipfel. Genau zum Zeitpunkt der Bescherung (20:00 Uhr MEZ) schütteln wir uns die Hände. Wir denken kurz an zu Hause und beginnen sogleich mit dem Abstieg.
Ein Schneesturm, 27 Abseilmanöver und 7 Stunden später erreichen wir müde aber überglücklich das Norweger Biwak.
Auch die Durchsteigung der Aguja Saint Exupery Westwand ist noch geglückt
Drei Tage später gelingt uns noch die Durchsteigung der Aguja Saint Exupery Westwand auf der Route „Claro de Luna“. 22 Seillängen in herrlichem Granit, die durchwegs den 6. bis 7. Grad verlangen, lassen unsere Herzen überschäumen.
Am Fritz Roy waren wir aber leider nicht mehr erfolgreich. Zwei Non-Stop-Versuche vom Bridwell-Camp aus endeten jeweils im Schneesturm.