Hocharn 3254m, übers Krumltal

Die letzte Schitour auf den Ritterkopf vom Bodenhaus im Raurisertal ließ die Idee aufkommen, auch einmal wieder auf den Hocharn zu gehen. In vielen Tourenführern als eine der schönsten Schitouren im Salzburgerland beschrieben, ist sie auch dementsprechend häufig besucht.
Aber über das Krumltal gehen nur wenige, denn ein 4-5 km Talhatscher schreckt doch viele, oder sind es die 2000 Hm ? Na, egal! Um 4.30 geht’s in Salzburg los.
Peter scheint am Lenkrad noch irgendwie abwesend, doch ein Doppelblitz bei Golling auf der Autobahn weckt ihn rasch, denn es war kein Gewitter, sondern eine neue Radarbox!
Guten Morgen!
Beim Tagwerden schnallen wir die Schi auf den Rucksack, denn der Forstweg ist bereits schneefrei. Gemütlich geht es los, um die Kräfte für den langen Anstieg zu schonen. Umso mehr freuen wir uns, als nach 10 Minuten schon eine geschlossene Schneedecke vorhanden ist. Toll! Alles aper, nur am Weg gute Bedingungen. So schlurfen wir gemütlich zur Bräualm und weiter zur Wasserfallalm. Keine Menschenseele kreuzt unseren Weg.
Nach 1 ½ Stunden wird einmal das 2. Frühstück eingenommen. Von wegen Müsliriegel, ein dickes Salamibrot mit Käse enthält alles, was man für so eine Tour braucht, vor allem viele Kalorien. Und schon geht es weiter über ideales Firngelände. Der typische Frühjahrsschitourenduft streicht um die Nase, der Firn gleist in den Vormittagsstrahlen, so macht Bergsteigen Spaß. Allmählich kommen wir zum Talschluss und die Flanke steilt gehörig auf. Den Riesenhang mit gut 500 HM lassen wir allerdings rechts liegen und spuren im gepressten Pulver steil über eine Rinne nach links. Über den Ostgrat geht es anschließend dem Gipfel zu. In der Ferne sieht man schon die Normalweggeher höherrasten. Man kann ihr Schnaufen förmlich hören oder ist es Peter hinter mir? Nach guten 4 Stunden ist es geschafft. Ein kühler NW-Wind begrüßt uns am Gipfel zusammen mit 60-80 weiteren Bergbegeisterten. 10 Meter unter dem Gipfel, windgeschützt, hat man das Gefühl, man wäre auf einer Schihütte am Arlberg. Bunte Anoraks, wilde Bergsteiger, zarte Frauen und allerlei Düfte und Geschrei lassen einen nur so staunen. Ein Kommen und Gehen wie in einem Bienenhaus. Ein Gipfelfoto ist eigentlich nicht möglich, da das Gipfelkreuz ständig „ besetzt“ ist. Also werden rasch die Trinkvorräte vernichtet und los geht’s, weg von den Massen, über den SW-Grat zurück ins Krummeltal.
Bereits nach 20 Meter herrscht wieder Stille. Die Traumflanke der Abfahrt liegt nun zu unseren Füßen. 500 Hm mit gleichmäßiger Steilheit zw. 40 und 45 Grad und ohne eine Spur in leicht gepresstem Pulver. Etwas mulmig ist mir in der Einfahrt schon, ob der wohl hält? Aber Peter kennt da nichts. In gleichmäßigen schönen Schwüngen sticht er hinunter. Ich folge ihm anfangs in seinen Spuren, doch nach kurzer Zeit schon kommt Vertrauen auf und wir legen 2 elegante Spuren. Manchmal bleiben wir stehen und können dieses Glück gar nicht fassen. Am Ende dieses Hanges wird gerastet. Lange betrachten wir unsere Spuren. Unglaublich! Weiter geht’s, doch dann ein Schreck! Peter stürzt! Das wäre bei 25 Grad Steilheit nicht weiter schlimm, aber sein Schi löst sich und tritt alleine den Abstieg an. Wie ein Pfeil saust er talwärts und ich kann gerade noch erkennen, wie er in weitem Bogen über eine Geländekante hinausschießt! Na bravo! Der Abstieg wird etwas länger dauern, doch wie durch ein Wunder finden wir ihn nach 10 Minuten wieder und somit ist der Tag gerettet.
Zum Schluss verabschiedet sich das Krummeltal noch mit einer ordentlichen Nassschneelawine, 5 Minuten nachdem wir den Graben passierten, und ein Bartgeier geleitet uns sicher zum Auto zurück. Gefeiert wird die Tour abschließend beim Lechnerhäusl mit Bier und Apfelstrudel, wobei ich das Bier gegen einen Kaffee tausche. Gewohnheitssache eben.
Walter