Expeditionsbericht Shivling Garhwalhimalaya Indien Mai 2010

Der Gedanke  an den traumhaft schönen Berg  Shivling in Indien  ist  schon im Spätherbst  2009 gefallen. Warum genau dieser Berg das Fragen uns sehr viele, aber  so eine Frage ist sehr schwer zu beantworten. Als  ich mit meinem Kollegen Matthias Auer  im Herbst  nach einem Ziel suchte  für eine Expedition   stieß uns der Shivling (auch genannt Matterhorn Indiens) direkt ins Auge .
Die Fakten für den Berg waren gleich offen gelegt und  waren für uns wie zurechtgeschnitten. Wir wollten nicht auf so einen Berg wo die Objektiven Gefahren und die Verhältnisse die Hauptrolle spielen , so dass man nur Warten und Bangen muss ob man den Gipfel jemals erreicht und das Risiko in einem zumutbaren Verhältnis zu Berg steht.  Die Monate  Mai und Juni   vor dem Monsun  bilden eine recht hohe Erfolgschance und so war es für uns klar, dass  wir im Frühjahr starten. Als Verstärkung unseres Team wollten wir Ambros Sailer aus Strengen am Arlberg dabeihaben und so war unser Team komplett. Wir drei kannten uns schon sehr gut da wir vor vier Jahren schon eine Expedition im Karakorum durchgeführt hatten. Vertrauen und Zusammenhalt ist das wichtigste bei so einem Unternehmen  auf das wir Aufbauen konnten. Im Februar  dieses Jahres liefen dann die Vorbereitungen au f Hochtouren  und ich entschloss mich den Papierkram zu erledigen da ich aufgrund meiner Winterarbeit  doch genügend Zeit aufbringen konnte. Matthias und Ambros  organisierten noch den Rest .
Aufgrund einiger Recherchen  entschlossen wir uns für den Ostgrat der nur ein Handvoll  Begehungen aufwies, das uns aber nicht sonderlich abschreckte. Kurz vor der Abreise im Mai trafen wir uns noch einige Male um das Material genau zu sortieren und   die Wichtigsten Dinge per Air Cargo vorauszuschicken da unser Fluggepäck nur  30 kg betragen durfte. Unter den Wichtigen Dingen waren  auch Speck, Hirschwürste, Schnaps und Tiroler Schüttelbrot  dabei um in den 6 Wochen  die Heimatlichen Leckereisen  nicht ganz zu missen. Matthias hatte auch noch ein Glas Grantenmarmelade  (Preiselbeeren)  dabei, die  die künstliche Marmelade der Inder  doch in den Hintergrund stellte.
Der Flug am 5. Mai  von München  über Dubai  nach Delhi  war recht langweilig aber so ist es halt beim Fliegen. Unsere Agentur  wartete schon auf uns am Flughafen und die feucht heiße Luft  ließ und sofort in Schwitzen kommen. Noch ein kurzer Abstecher zu m  Geldwechseln  und dann ging`s mit einen kleinen Privatbus zum Imf (Indian Mountain Foundation) wo wir unser Briefing machten damit  erhielten wir auch Bewilligung  für den Eintritt in den Gangortri Nationalpark und für die Besteigung des Berges. Die  notwendigen Zahlungen leisteten wir in Bar  und den Laisson Offizier hatten wir von nun an auch dabei (zwar umsonst aber so ist halt das Gesetz). Nach einer wohlverdienten Nacht  ging’s dann zweieinhalb Tage mit Bus und Jeep nach Gangorti den Ausganspunkt unserer Reise. In Rishikesh und Utarkashi   besuchten wir auch noch ein paar Märkte  und eine Zeremonie am Ganges.
Unsere Agentur  (Rimo Expeditions) die für unsere Verpflegung verantwortlich war,  hatte alles schon vorbereitet und so konnte es am  9 Mai  im fast vier Stündigen Fußmarsch  von Gangotri  zum ersten Camp auf 3.300 Meter Chirbasa losgehen. Mit 17 Trägern und einer fünf  köpfigen  Mannschaft die für unser leibliches Wohl sorgte  ging es so drei Tage bis wir unser Basislager  auf 4.463 Meter auch genannt Topovan.

Wir drei konnten das schöne Wetter genießen  und staunten nicht schlecht als wir das erste Mal die Baghirati gruppe sahen und dann im nächsten Augenblick die eisige Gipfelkappe des Shivling. Echt beeindruckend und etwas furchterregend. Es war noch sehr viel Schnee am Berg, aber wir waren ja erst bei der Anreise. Das Basislager (BC)  war ein riesiger flacher Boden mit einem kleinen Bach  genau richtig um hier die Zelte aufzustellen. Die ersten Tage vergingen mit Material sortieren und  Gelände erkunden. Das Wetter machte uns nur etwas sorgen –in der Früh strahlend blau und ab den Mittagstunden Bewölkungsaufzug und dann Schneefall. Die Nächte waren meist klar und sehr kalt.
Der erste Transportgang zum Ostgrat mit dem wichtigsten Material. Das Material ( Seile, Gas und Essen für 5 Tage ) hatten wir gut unter einem Stein deponiert so das wir beim nächsten Transportgang  die Hardware mitnehmen konnten. Konditionell ging es uns eigentlich recht gut  und in knapp dreieinhalb Stunden hatten wir unsere Rücksäcke 1.000 Meter höher. Das Wetter wie immer perfekt  und so konnten wir mittels Fernglas den Ostgrat  genau inspizieren.
In den darauffolgenden Tagen ruhten wir uns noch mal aus studierten unsere Infos  und dachten über eine geeignete Strategie nach.
Die Verhältnisse am Ostgrat ließen keinen realistischen Versuch zu und so entschieden wir uns   für den Westgrat  der technisch wesentlich einfacher ist und der viele Neuschnee   uns nicht  so behinderte.

1.Versuch  Richtung Gipfel

Unsere Meteorologe Karl Gabl  prognostizierte  sehr schlechte Wetter mit tiefen Temperaturen und 50 cm Neuschnee aber wir ließen uns nicht davon abbringen und starten am??????  Richtung Meru Gletscher  und in weiter  folge zu einem geeignetem Biwak Platz   in der Westseite    um dort die Nacht  zu verbringen und um  uns an die Höhe zu gewöhnen. Die Prognose  stellte sich als Richtig heraus  und unser kleines 2 Mann Zelt zu dritt  war auch klein. Ich dachte mir kurze Zeit  -hoffentlich schlägt kein Blitz ins Zelt  ein. Kein Platz zum Umdrehen  und schlecht gelegen stehen wir drei  dann um 05:30 Uhr auf  und es gibt keine  Debatte über den Weiterweg. –Abstieg in BC   und die Hardware haben wir am sicheren Lagerplatz in  5.200 Meter Höhe vergraben um  es nicht noch einmal hochzutragen.

2. Versuch  und Summit

Nach zwei Tagen Rasten und Trockenen der Ausrüstung  waren wir schon wieder heiß auf einen Versuch denn wir wussten die Zeit läuft und was machen wir wenn es diesmal wieder nicht klappt. Kurzer Anruf bei unserem Wettergott Gabl,  der uns für die nächsten drei Tage  weniger  Niederschlag aber leichten Wind und sehr tiefe Temperaturen vorhersagte.  Nach kurzen Überlegungen stand unsere Entscheidung fest und so stiegen wir am Freitag den 21.Mai Richtung Camp 1 auf. Das Wetter strahlend blau keine Wolke am Himmel und es hielt auch den ganzen Tag –  das erste Mal seit zwei Wochen!! Nach drei Stunden erreichten wir schon unseren Lagerplatz wo unser Material ausgruben kurz was aßen und dann noch weitere 400 Hm aufstiegen  um auf einen objektiv sicheren Biwak Platz  zu erreichen. Alles lief nach Plan und um 16:30 Uhr  hatten wir den Platz auf 5.600 Meter  erreicht. Allen gingen es Gut  nur die Sonne hatte uns heute etwas zugesetzt  und ich hatte Kopfschmerzen die ich mit einer Schmerztablette auslöschte. Die Strategie und der Weg für den Gipfel  standen fest. Leichtes Gepäck mit Biwak Ausrüstung und den notwendigsten Sicherungsmaterial.
Nach einer kurzen Nacht läutete uns der Wecker um  04:30 Uhr  aus dem warmen Schlafsack  und eine Stunde später waren mit schon Richtung Gipfel unterwegs. Jeder in seinem Schritt und in den Gedanken versunken gewinnen wir gut an Höhe und beim ersten Tageslicht sehen wir schon bedrohlich den Serac über uns hängen. Nach vier Seillängen im Kombinierten Gelände  hatten wir den Serac hinter uns gelassen und nur noch  den Gipfel in unseren Augen fixiert. Jeder von uns glaubte nun sei es gegessen, aber es hat getäuscht. Die Gipfelflanke forderte nochmal alles und nach 9,5 Stunden Aufstieg standen wir mit leichten Tränen am Gipfel unserer Träume Shivling 6.543 Meter. Am Gipfel kurz die Aussicht genießen, Blick hinunter in BC und die üblichen Fotos. Der Abstieg  war im oberen Teil von Abseilen geprägt und nach weiteren 4,5 Stunden  hatten wir wieder unser kleines Zelt erreicht.
Total fertig, aber zufrieden ließen wir den Tag ausklingen und legten und in unsere Schlafsäcke. Die Nacht war nicht gerade erholsam und so standen wir schon wieder beim Morgengrauen auf und stapften mit schweren Gepäck Richtung BC. Das schwere Gelände hinter uns  und das herrliche Frühstück vor Augen  passierte es: Matthias rutsche im harten Firn aus und fiel fast regungslos 350 m nach unten – Blutend –Feilchen  am Auge  und starke Schmerzen am Knie blieb er Gott sei Dank liegen  bevor es über steile Felsen  wahrscheinlich in eine andere Welt gegangen wäre.
Wir mussten welches Glück er hatte  uns so kämpften wir uns mit geteiltem Gepäck von Matthias in BC hinunter  wo sie uns herzlich empfangen hatten. Nach einem guten Frühstück  und Summit Cake  ließen wir es uns gut gehen und waren  uns noch gar nicht bewusst was alles noch auf uns  zukommen würde. Am nächsten Morgen konnte Matthias nicht mehr mit dem Fuß auftreten und so entschieden wir uns die Expedition abzubrechen  nach Hause zu fliegen. Die Hubschrauberbergung von Matthias ließ vier Tage auf sich warten und  war sehr aufwändig.  Mit einem  Privattaxi ging`s dann wieder nach Delhi wo wir noch knapp zwei Tage warten mussten bis wir einem Flug hatten. Matthias ging es schon wieder besser und die Wunden waren schon gut verheilt. Die Expedition bleibt uns noch lange in Erinnerung aber wie heißt es so schon Ende gut alles Gut.

Shivling in 48 Stunden

Bericht  Karl Dung Juni 2010