Damavand (5.671m)

Was willst du denn im Iran??? Immer wieder hörte ich diese Frage als ich meine Reisepläne offenbarte. Im Gegensatz zu uns, sind die Menschen im Iran hilfsbereit, freundlich, emanzipiert und nicht so mit Vorurteilen behaftet. Leider hört man über den Iran meist nur Negativschlagzeilen und deshalb wird das Bild vollkommen verfälscht. Die Leidtragenden sind dann die Menschen, die sich mehr Touristen wünschen. Davon abgesehen hat der Iran kulturell einiges zu bieten.
Mit freudiger Erregung stand uns der Grenzübertritt in den Iran bevor. Mit dem Minibus fuhren wir an die türkische Grenze. Nachdem die Ausreiseformalitäten erledigt waren, öffnete sich ein 10 Meter langes, robustes Eisentor, welches sich hinter uns aber gleich wieder schloss. Jetzt standen wir in der Falle. Hinter uns und vor uns schwedische Gardinen und nur 1 Meter Platz dazwischen. Nach einigen Minuten öffnete sich aber auch das iranische Gitter und nach kurzer Gesichtskontrolle wurde uns Einlass gewährt. Die Einreiseprozedur dauerte nicht lange und nachdem wir uns als Bergsteiger zu erkennen gaben, wurden wir mit einem „Welcome to Iran“ begrüßt. Das war nicht das einzige Mal das wir willkommen geheißen wurden. Immer wieder hörten wir diese Worte. Mit dem Taxi ging’s dann in das 260 Kilometer entfernte Tabriz. Mit 2 Stunden Verspätung starteten wir am folgenden Tag mit dem Flugzeug nach Teheran. Wir waren schon sehr gespannt auf diese Millionen-Metropole. Viel bekamen wir an diesem Tag leider nicht zusehen. Am späten Nachmittag wurde uns eine Eingehtour auf den fast 4000 Meter hohen Tocal, dem Hausberg von Teheran, angeboten. Also latschten wir wieder los. Hossein, unser gut aussehender Führer, lotste uns den Berg hoch. Erstaunlich, wie viele junge Leute dort unterwegs sind. Wahrscheinlich ist das einer der Plätze, wo sie den strengen Regelungen der Großstadt entkommen können. Überall gibt es Rastplätze und Cafes, die Getränke und Wasserpfeifen anbieten. So was sollte es bei uns auch geben. Wir übernachteten in einem Shelter und nach einem kurzen Frühstück brachten wir die restlichen Höhenmeter bis zum Gipfel hinter uns. Ich wurde dort herzlich empfangen und auch Mona, die in kürze in Graz Musik studieren wird, gesellte sich zu mir. Nach vielen Gesprächen und Fotos stotterten wir mit der Seilbahn wieder zurück ins Tal. Hossein ist ein begnadeter Autofahrer. Frei nach dem Motto: es gibt immer eine Lücke, gab er sein Bestes. Doppelte Sperrlinien wurden ignoriert, links und rechts überholt. Besonders spannend waren die Überholvorgänge in den Tunnels. Auf jeden Fall weigerte sich der gutmütige Erich, auf dem Vordersitz Platz zu nehmen. Wir schafften es ohne Crash bis nach Nandal, unserem Ausgangspunkt für den Damavand. Wir entschieden uns für die etwas schwierigere Nord-Ost Route. Der steile Aufstieg bis zum Shelter verlief problemlos, nur das Wetter schien  nicht so richtig zu wollen. Elmar und ich übernachteten im Zelt, während die Anderen die windgeschützte Behausung bevorzugten. Gipfeltag – Eine Schneefahne am Gipfel zeugte von mäßigen Bedingungen. Aber was soll’s, ran an die Braut. Wie erwartet entsprach das Aufstiegstempo nicht meinen Vorstellungen. Auf Grund einiger tödlichen Abstürze in der letzten Zeit wurde aber vereinbart, als Gruppe aufzusteigen. Der Frust wurde immer größer. Doch wie aus dem Nichts nahte meine Rettung. Zwei iranische Bergführer waren mit 2 russischen Bergsteigern unterwegs. Ohne zu fragen schloss ich mich ihnen an und kurz darauf überholten wir meine ursprüngliche Gruppe. Obwohl fahnenflüchtig, nahmen mich meine neuen Kollegen herzlich auf. Gemeinsam stiegen wir immer höher, entlang des Grates. Bei ca. 5.300 Metern erreichten wir das Schneefeld, welches zum Gipfel führt. Leider betrug die Sicht nur zwischen 0 und 10 Metern. Ich konnte also nicht genau sagen wo sich der Gipfel befindet. Auch die erfahrenen Führer waren sich nicht ganz sicher. Zu meiner Überraschung zog einer der Jungs ein GPS aus der Tasche und schon konnte es weitergehen. Eine Stunde später standen wir auf dem Gipfel des Damavand. Der Schwefelgestank teilweise Atem raubend, freuten wir uns trotzdem über unseren Erfolg. Einige Zeit später trafen auch Elmar und Erich am Gipfel ein. Die Fahrt zurück nach Teheran war fast noch spektakulärer. Das Dunkel der Nacht gab dem Ganzen noch einen extra Kick. Unbeschadet erreichten wir am späten Abend wieder unser Hotel und freuten uns auf Dusche und Bett. Abschließend durfte ich am kommenden Tag noch die Universität von Teheran besuchen. Ich wurde zu einem Öko-Tourismus Vortrag eingeladen und durfte meine Erfahrungen den Studenten vermitteln. Diese waren gar nicht zögerlich und löcherten mich mit allen möglichen Fragen. Es wurde noch ein lustiger Nachmittag, den ich sehr genoss. Am späten Abend wartete schon wieder das Taxi und wir wurden zum Flughafen chauffiert. Ich wäre noch gerne geblieben um die kulturellen Stätten zu besuchen. Aber heute ist nicht alle Tage…

Wolfi S.